Freitag, 1. Juni 2012

Mit meinem besten Dank an Volker Gottwald, D-Waldems, für diese Rezension!
Feel the Change - Ein Buch über Stakeholdermanagement ohne darüber zu reden
Über dieses Buch habe ich Anfang Mai 2012 erstmals in einem Interview mit dem Autor Klaus Doppler in einer Sonderbeilage der FAZ zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement““ gelesen. Meine Frau, die diese Themen eher anspricht, hatte mich drauf aufmerksam gemacht und meinte „Lies mal den Artikel“.
Das habe ich gemacht und gemerkt, hier geht es natürlich um ein gesundes Leben – denn wer glücklich und zufrieden ist, ist weniger krank. Und glücklich und zufrieden ist der, der intrinsisch motiviert an seine Arbeit geht, der seine emotionale Intelligenz bei der Führung einsetzt. In dem Interview antwortet Doppler auf die Frage warum er sich in seinem Buch „Feel the Change!" auf die Emotionen bei Veränderungsprozessen fokussiert und warum er sich Sie sich diesem weichen Thema, welches bei Zahlen, Daten, Fakten orientierten Managern im Alltag oft eine untergeordnete Rolle spielt widmet so: „Menschen sind in hohem Maß emotional gesteuert. Und in den Emotionen liegen die Energien. Deshalb müssen Veränderungen zuerst emotional als wünschenswert oder nicht vermeidbar verankert werden, damit die notwendige Energie, Neues mitzugestalten, freigesetzt werden kann. In der Logik eines „rationalen" Entscheiders mag es Sinn machen, ein wichtiges Vorhaben möglichst faktenbasiert und logisch stringent zu verdeutlichen. Wer solche Inhalte aber an die Betroffenen kommuniziert, die ihr Verhalten ändern sollen, spürt schnell, dass die Botschaft nicht ankommt. Sie packt nicht emotional. Es geht vielmehr darum, eine Ahnung vom tieferen Sinn des Ziels und seiner Perspektive zu vermitteln, die auslösenden Emotionen zur Kenntnis zu nehmen, Anhaltspunkte zu bieten, wie der Weg zum Ziel verlaufen soll, und vor oder auch trotz allem Zuversicht und damit Energien zu wecken. Dazu bedarf es intensiver Diskussionen zwischen Management und Mitarbeiter, also echter Kommunikation.“
Diese Antwort hat mich neugierig gemacht auf das Buch, das ich dann sofort bestellt habe. Ich bin wahrlich keine Leseratte, aber dieses Buch habe ich nach dem Auspacken nicht mehr aus der Hand gelegt und die spannenden und interessanten Analysen und Hinweise mit meiner Erfahrungswelt verglichen.
Endlich ein gutes Buch über Stakeholdermanagement in Projekten! Allerdings taucht das Wort „Stakeholder“ erst sehr weit hinten im Buch auf, aber Doppler spricht über nichts anderes. Schon im Vorwort wird dem aufmerksamen Leser die Nähe des „Change Management“ zum Projektmanagement klar als Doppler schreibt: „Viele Projekte und Konzepte scheitern erfahrungsgemäß nicht, weil die inhaltliche Ausrichtung nicht passend wäre. Sie scheitern an den Menschen, die das eins zu eins umsetzen sollen, und letztlich daran, wie die Umsetzung gesteuert wird.“
Und dazu kommen dann mannigfaltige Tipps und Hinweise in seinem Buch.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der „Macht der Gefühle“. Hier wird unter anderem das Thema Kommunikation behandelt. Ein typisches Verhalten beim Risikomanagement: „Worüber nicht geredet wird, das gibt es auch nicht – und dann kann auch nichts passieren“, denken viele, die das Risikomanagement und die Kommunikation darüber mit ihren Stakeholdern scheuen.
Die Rolle der emotionalen Intelligenz für die Zielerreichung, die Problemlösung und die Entwicklung sozialer Beziehungen wird beleuchtet, deren Wichtigkeit in Projekten (wie gesagt, er spricht nicht über „Projektmanagement“ sondern über „Change Management“, aber die Analogie wird dem aufmerksamen Leser, besonders dem mit Projektmanagement Hintergrund, sehr schnell deutlich.)
Den zusammengefassten Leitfaden für ein erfolgreiches Projektmanagement beschreibt er in diesem Kapitel, „so wie es das Orakel von Delphi auch schon gefordert hat: Erkenne Dich selbst! Werde Dir deiner Motive, Antriebe und Bestrebungen bewusst, schaue ehrlich auf Deine Stärken und Schwächen, bemühe Dich zu verstehen, wie deine Gefühle und Bedürfnisse deine Wahrnehmung und dein Handeln lenken, deine Leistung beeinflussen. Und – nicht zuletzt – achte darauf, wie sich dies auf andere, deren Stimmung und die Situation um dich herum auswirkt, sie quasi infiziert.“
Augustinus hat das so formuliert: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“.
Es geht darum, die Stakeholder zu motivieren und Doppler zeigt dazu einige erfolgversprechende Wege auf. Er gibt Hinweise, wie das gehen könnte und liefert am Ende des Buchs zahlreiche Werkzeuge, das zu realisieren. Auch erläutert er, wie wichtig es ist, wirklich zu kommunizieren und nicht nur die Einbahnstraße der Information als solches zu halten.
Einen eigenen Abschnitt widmet er der Projektorganisation. Hier unterstreicht er die Bedeutung der Netzwerke als Weiterentwicklung der Projekt- und Matrixorganisation. Ein Thema übrigens das PMI in seinem PMBOK (Project Management Body of Knowledge), auch in der geplanten neuen Version nur wenig aufgreift.
Das Thema Kommunikation ist weiterhin Schwerpunkt am Ende des ersten Buchteils. Hier beschreibt er anschaulich und eindringlich die 13 Irrtümer rund um diesen Bereich. Der Benennung des Irrtums folgt jeweils eine Erklärung und Empfehlung, es anders zu machen und eben nicht in dies Falle zu geraten. Hier habe ich mich beim Lesen gefragt, warum eigentlich immer noch so viele Manager weiterhin das alles falsch machen, obwohl sie es sicher während des Studiums und aus vielen Büchern und Lehrgängen anders gelernt haben. Die Antwort dazu weiß ich nicht.
Im zweiten Teil des Buches kommt Doppler zu dem Punkt den Leser anzuregen, dann bitte alles so zu machen, wie er es zuvor erfahren hat. Er gibt Tipps „Aus der Praxis für die Praxis“. In Beispielen, Konzepten und Werkzeugen beschreibt er, wie man Veränderungen besser managen kann, oder auf das Thema Stakeholdermanagement kommend: wie man Stakeholder motivieren kann, die Änderungen mitzumachen.
Projekte wollen in der Regel etwas verändern. Das greift er in seinen Anleitungen auf und zeigt dass die „Kunst darin besteht, die dafür notwendigen Energiequellen zu kennen“ und die „Fähigkeit diese zu erschließen und zum Sprudeln zu bringen“.
Für diejenigen, die konkrete Arbeitsvorlagen (Templates) bevorzugen, gibt es genügend beispielhafte Fragebögen und Arbeitsblätter ganz am Ende des Buches.
Für mich ist dieses Werk das beste Buch über Projektmanagement, das ich in der letzten Zeit gelesen habe und das, ohne es im Titel zu erwähnen oder auch direkt anzusprechen. Die Bedeutung des Stakeholdermanagements bei Veränderungsprozessen und wie sie mit dem Einsatz von emotionaler Intelligenz erfolgreich abgeschlossen werden können zeigt dieses Buch auf eindringliche Art und Weise. Die Konsequenz: Kaufen, lesen, machen. Immer wieder lesen. Weiter machen.

Gebundene Ausgabe: Klaus Doppler, Bert Voigt / Feel the Change; 248 Seiten; Campus Verlag; Auflage: 1 (12. März 2012); Sprache: Deutsch ISBN-10: 3593394731; ISBN-13: 978-3593394732